Blutgruppen und ihre
 
Bestimmung

 

 

Bei Katzen sind die Blutgruppen A, B und AB bekannt. Die Verteilung kann je nach Rasse und Region unterschiedlich sein. Man weiß jedoch, dass die Blutgruppe A am häufigsten vertreten ist und AB nur sehr selten vorkommt. Viel kann man heute über die Blutgruppe AB noch nicht sagen. Einige vermuten, dass ein drittes Allel vorhanden ist, welches die Dominanz der Blutgruppe A unterdrückt. So stehen dann die Blutgruppe A und die Blutgruppe B gleichwertig nebeneinander. Dies ist aber zur Zeit wirklich nur eine Annahme!  Auch der Erbgang der Blutgruppe AB ist noch nicht geklärt. Die Uni Davis forscht im Moment daran.


Die Antigen-Antikörper-Reaktion
 

Auf der Zellmembran der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) liegen Eiweißverbindungen, die als Antigene wirken.

 

Überträgt man einer Katze Blut einer ihr fremden Blutgruppe, so kann es zu einer Abwehrreaktion ihres Körpers kommen. Das übertragene fremde Blut enthält Antigene, gegen die die im Blut des Empfängers enthaltenden Antikörper vorgehen. Bei dieser Antigen-Antikörper-Reaktion kommt es zu einer Verklumpung der Erythrozyten (Agglutination).

 

Katzen haben also Antikörper gegen die fremde Blutgruppe. Eine Ausnahme ist die Blutgruppe AB, welche keinerlei Antikörper aufweist.

 

Die Katzen mit der Blutgruppe A haben wenig Anti-b-Antikörper

Die Katzen mit der Blutgruppe B haben eine hohe Anzahl von Anti-A-Antikörpern

Die Katzen mit der Blutgruppe AB haben keine Antikörper


Die Genetik

Die Vererbung der Blutgruppen erfolgt über einen autosomal dominanten Erbgang. Die Blutgruppe A ist dominant gegenüber der Blutgruppe B. Man könnte auch sagen, die Blutgruppe B tritt hinter der Blutgruppe A zurück, sie ist rezessiv. Daraus ergibt sich Folgendes:  

Die Blutgruppe A ist dominant gegenüber AB und B. Es gilt folgendes Schema: A > AB > B

 

Eine Katze kann homozygot (reinerbig) für die Blutgruppe A sein, d.h. auf beiden Allelen liegt die Blutgruppe A. Sie könnte jedoch auch heterozygot (mischerbig) für die Blutgruppe A sein. Es kann also auf dem zweiten Allel das Merkmal für die Blutgruppe AB oder b liegen.

 

Eine Katze, die die Blutgruppe B hat, ist immer reinerbig für dieses Merkmal! Genotypisch ist sie b/b.

 

Hinter den Blutgruppen A, B und AB verbergen sich genotypisch gesehen also diese Möglichkeiten:

 
Blutgruppe möglicher Genotyp
A A/A ,  A/AB ,  A/b
AB AB/AB ,  AB/b
B b/b


Die verschiedenen Blutgruppentests
 

Es gibt zwei Möglichkeiten die Blutgruppe zu testen. Zum einen den serologischen Test und zum anderen die genetischen Untersuchung.

Bei einem serologischen Blutgruppentest wird nur die Blutgruppe festgestellt. Man kann aus diesem Test nicht ersehen, ob das Tier reinerbig oder mischerbig für die ermittelte Blutgruppe ist. Ausnahme ist natürlich die Blutgruppe B (siehe Tabelle). Für diese Untersuchung wird zwingend Blut benötigt.

 

Der genetische Blutgruppentest kann nur

das rezessive Allel „b“ identifizieren. Die Blutgruppen A und AB können nicht ermittelt werden. Im Prinzip wird also bei dieser Untersuchung die Anwesenheit bzw. Nichtanwesenheit des Allels „b“ geprüft. Diese Ergebnisse sind möglich:

 

N/N (Non b/Non b)                            Das rezessive Allel “b” wurde nicht gefunden.

                                                           Die serologische Blutgruppe der Katze ist „A“

                                                           oder „AB“. Der Genotyp kann A/A, A/AB oder AB/AB

                                                           sein

 

N/b (Non b/b)                                    Die Katze trägt das Allel „b“. Ihre serologische

                                                           Blutgruppe ist „A“ oder „AB“. Der Genotyp ist A/b

                                                           oder AB/b

 

b/b                                                      Die Katze hat zwei Kopien des Allels „b“. Die serolo-

                                                           gische Blutgruppe ist „B“, die genetische  b/b.


 

Für die Bestimmung der genetischen Blutgruppe benötigt das Labor nicht unbedingt Blut, ein

Abstrich der Mundschleimhaut der Katze, der so genannte Backenabstrich, genügt ebenso.

 

 



Leider gibt es Katzenrassen für die der genetische Blutgruppentest im Moment noch nicht so ohne weiteres anwendbar ist. Laut Laboklin sind dies die Rassen: Ragdoll, Türkisch Angora, Sibirische Katze und Neva Masquarde. Nach den amerikanischen Labors „DNA Diagnostic, Inc.“ und „Veterinary Genetic Laboratory“ gehören nur die Ragdoll und die Türkisch Angora zu dieser Gruppe. 

Trotz dieser beiden Möglichkeiten die Blutgruppe unserer Katzen zu testen, können wir jedoch oft nicht genau sagen, welcher Genotyp unser Tier ist. Als Beispiel: Unsere angehende Zuchtkatze hat die serologische Blutgruppe „A“. Der genetische Test ergibt N/N. Wir können also mit Sicherheit sagen, dass unsere Kätzin kein Anlageträger der Blutgruppe „B“ ist. Ob sie die Blutgruppe A/A oder aber A/AB hat, kann nach dem heutigen Wissensstand nicht ermittelt werden. Ein Umstand, der in der Praxis allerdings auch nicht ins Gewicht fällt.


Die Feline Neonatale Isoerythrolyse
 

Für Züchter ist die Kenntnis der Blutgruppe ihrer Katze sehr wichtig. Verpaart man eine Katze mit der Blutgruppe B mit einem Kater, der die Gruppe A hat, so kann es bei den Kitten zu einer Felinen Neonatalen Isoerythrolyse (FNI) auch bekannt als „Fading Kitten Syndrom“ kommen.

 

Die Trächtigkeit nach der oben erwähnten Verpaarung verläuft dabei völlig normal. Erst wenn die Kitten nach der Geburt das Kolostrum - die Vormilch - der Mutter trinken, beginnen die Probleme. Das Kolostrum enthält besonders viele Antikörper der Katze. Diese Antikörper passieren in den ersten 16 – 24 Lebensstunden die Darmschleimhaut der Kitten und stärken so deren Abwehr. Natürlich befinden sich auch die mütterlichen Anti-A-Antikörper in dieser Vormilch. Durch diese Antikörper kommt es bei den Katzenkinder, die die Blutgruppe A haben, zur gefürchteten Felinen Neonatalen Isoerythrolyse. Die roten Blutkörperchen dieser Kitten werden von den mütterlichen Antikörpern gebunden und verklumpen.


Symptome der FNI
 

Es gibt verschiedenen Verlaufsformen der FNI. Der Tod der Kitten kann ohne vorherige Symptome auftreten. Die Kleinen saugen bei der Mutterkatze nicht mehr und versterben einige Stunden nach der Geburt.

 

Der Tod kann aber auch erst Tage später eintreten. Es kommt zu einem beschleunigten Abbau der Erythrozyten, der so genannten Hämolyse. Als Folge hier von tritt eine Hämoglobinurie auf. Das betroffene Kitten scheidet den roten Blutfarbstoff Hämoglobin über den Urin aus. Dieser nimmt dadurch eine auffällige rot bis rotbraune Färbung an. Häufig ist auch eine Gelbfärbung der Schleimhaut zu beobachten (Ikterus). Beim Abbau des roten Blutfarbstoffes entsteht Bilirubin, der diese Gelbfärbung verursacht. Neben diesen Symptomen kann man meist noch das Erlöschen des Saugreflexes, Unruhe oder aber Apathie feststellen.

 

Es kann jedoch auch eine sehr schwache Verlaufsform beobachtet werden. Hierbei kommt es lediglich zu Durchblutungsstörungen, die zum Absterben von Gewebe führen kann (Nekrose) Die Schwanznekrose ist meist das äußerliche Anzeichen hierfür. Die Schwanzspitze stirbt ab, trocknet aus und fällt schließlich ab. Das Katzenkind überlebt.

 

In einem Wurf können alle Verlaufsformen der Felinen Neonatalen Isoerythrolyse beobachtet werden.


Vorbeugung
 

Die effektivste Vorbeugemaßnahme ist natürlich die Verhinderung der Verpaarung einer „B“-Katze mit einem „A“-Kater. Ist es zu einer solchen Verpaarung gekommen, müssen die Kitten, welche die väterliche Blutgruppe „A“ haben, für ca. 24 Stunden von der Mutter getrennt werden. Eine Alternative zur Trennung wäre, der Mutter einen Zitzenschutz anzuziehen. Auf jeden Fall muss verhindert werden, dass die betroffenen Katzenkinder von der Mutter gesäugt werden. Um herausfinden zu können, welche Kitten des Wurfes die Blutgruppe „A“ haben, hält der Tierarzt Testkarten parat. Mit deren Hilfe kann der Züchter nach der Geburt mit etwas Blut aus der Nabelschnurr die Blutgruppe jedes Kittens ermitteln. 
 

Da die Isolierung von Katze und Kitten bzw. das Verhindern des Säugens für die Mutter und deren Nachwuchs großen Stress bedeutet, werden Züchter auf diese Risiko Verpaarung in den meisten Fällen verzichten.

Ergänzung: Die Tabellen und die Erklärungen, die die Blutgruppe "AB" betreffen, gelten nur, wenn "AB" eine eigenständige Blutgruppe darstellt und nicht, wie Anfangs erwähnt, eventuell aus Kodominanz (A/B) hervorgeht.

 

 

Quelle: Bilder und Texte (c) 2003-2013 Stefanie Eckermann