Receptal eine Alternative zur Pille?

 

 

In den letzten Monaten bekam ich mehrere Anfragen, das Mittel „Receptal“ betreffend, darum möchte ich es hier einmal vorstellen. Receptal kann eine Alternative zur Pille sein. Es hat allerdings ein völlig anderes Wirkprinzip.

  

  

Vorgeschichte

 

Unsere Nachwuchs Katze Ahm Shere wurde mit knapp 7 Monaten das erste Mal rollig. Von da an rollte sie in schöner Regelmäßigkeit  alle 14 Tage. Da wir sie natürlich in dem Alter noch nicht decken lassen wollten, aber eine Dauerrolligkeit befürchten mussten, gab ich ihr die Pille (Perlutex). Nach einigen Monaten wurde die Pillengabe eingestellt und wir warteten auf die nächste Rolligkeit, um sie zum Kater zu bringen. Aber Ahm Shere dachte gar nicht daran uns den Gefallen zu tun. Wir ließen sie von einer Fachärztin für Gynäkologie für Hunde und Katzen gründlich untersuchen. Organisch war alles in Ordnung. Die Ärztin sprach sich bei dieser Gelegenheit deutlich gegen die Pille aus, da wir mit dieser zu sehr in den Hormonhaushalt der Tiere eingreifen würden. Auf unsere Frage hin, was man denn sonst geben solle, um die Dauerrolligkeit zu verhindern, meinte sie: „lassen Sie Receptal spritzen“.  Ich hatte noch nie davon gehört, konnte auch zu der Zeit nichts im Internet darüber finden und vergaß das Gespräch schließlich wieder. Ahm Shere wurde auch wieder rollig, allerdings erst 7! Monate nach Absetzen der Pille.

 

Mir fiel das erwähnte Gespräch erneut ein, als eine angehende Reproduktionsmedizinerin in der Praxis unserer Tierärztin anfing. Ich sprach sie auf die Gabe der Antibabypille bei Zuchtkatzen an. Sie entgegnete, sie sei nicht dafür. Der Eingriff in den Hormonhaushalt sei zu groß. Eben so die Gefahr von Gebärmuttervereiterungen und Zysten .Als Alternative nannte auch sie die Injektion von Receptal. Ich befasste mich nun doch mit dem Thema und seit Ende 2006 setzen wir „Receptal“ bei unseren Mädchen ein.

  

  

Die induzierte Ovulation

 

Wie wir alle wissen, wird erst durch den Deckakt bei der Katze der Eisprung ausgelöst. Dieser Vorgang wird „induzierte“ oder  provozierte“ Ovulation genannt. Beim Decken kommt es zu einem Reiz, der dazu führt, das von der Hirnanhangdrüse das so genannte Luteinisierungshormon (LH) freigesetzt wird. Dieses führt schließlich zum Eisprung. Man ist sich heute sicher, dass für eine Ovulation eine bestimmte Konzentration des LH im Blut vorhanden sein muss. Bei den meisten Katzen sind hier für mehrere Deckungen erforderlich. Es gilt also: Je öfter (hier sind 2-4 Deckungen gemeint) eine Katze gedeckt wird, desto höher ist der Luteinisierungshormon Spiegel und ein ausreichender Anstieg des LH-  Spiegels ist erforderlich, um sicher eine Ovulation auszulösen.

  

  

Receptal

 

Receptal ist eine wässrige Lösung zur Injektion, welche ein Releasinghormon enthält. Diese Hormone regen die Freisetzung anderer Hormone an. In diesem Fall sind es das Luteinisierungs- und das Follikelstimulierungshormon  (LH und FSH). Vereinfacht gesagt, wirkt die Gabe von Receptal wie ein Deckakt. Als Folge werden die gleichen Hormone ausgeschüttet und es kommt schließlich zum Eisprung.

 

Laut Packungsbeilage kann Receptal so wohl intravenös, intramuskulär als auch subkutan injiziert werden. Wobei sich bei Katzen die Injektion unter die Haut, also subkutan, bewährt hat. Die Gabe sollte am 2. oder 3. Rolligkeitstag erfolgen.

 

Ca. 30 Stunden nach der Injektion findet die Ovulation statt. Die Rolligkeit läuft normal weiter, danach ist die Katze allerdings für einige Wochen ruhig gestellt. Der Grund hierfür ist das Ansteigen des Progesteron-Spiegels im Blut der Katze, was durch den Eisprung ausgelöst wird. Es geschieht also dasselbe, was sich auch nach dem Deckakt im Körper einer Katze abspielt. Receptal verhindert oder beendet demnach nicht die jeweilige Rolligkeit, sondern zögert die nächste nur hinaus. Die genaue Länge der Pausen ist von Katze zu Katze etwas unterschiedlich. Im allgemeinem kann man von 5 – 12 Wochen ausgehen.

 

Eine Katze muss nach der Gabe von Receptal natürlich unbedingt vom Kater getrennt werden, will man nicht 9 Wochen später einen Wurf aufziehen.

 

Denkbar ist auch eine Injektion, wenn eine Katze trotz mehrfacher Deckungen nicht aufnimmt. Gibt man ihr das Hormon bevor sie zum Kater kommt, so findet auf jeden Fall ein Eisprung statt und die folgenden Deckungen sind erfolgsversprechender. Vorraussetzung ist natürlich, dass Gebärmutter und Eierstöcke organisch gesund sind. Allerdings muss hier bei sehr genau auf die Dosierung geachtet werden, da es sonst zu übergroßen Würfen kommen kann. Es ist ratsam sich die Unterstützung eines erfahrenen Tierarztes oder besser noch eines Reproduktionsmediziners zu sichern, bevor man Receptal für diese Indikation einsetzt.

 

Die genaue Dosierung für Receptal anzugeben ist nicht ganz einfach. Wir, so wie auch die mir bekannten Züchter die dieses Mittel verwenden, geben  0,3 ml pro Injektion. Im Internet findet man allerdings auch Angaben von 0,5 ml. Die oben erwähnte Fachärztin gab mir folgende Dosierungsangabe: 0,05 ml /KG Körpergewicht. Das macht bei einer 4 KG schweren Katze also die Menge von 0,2 ml Receptal.

 

Bekommt eine Katze zur Zeit die Pille und man möchte zu Receptal wechseln, so sollte man sie vor der ersten Injektion einmal „durchrollen“ lassen. Auch wenn die Kätzin gerade einen Wurf groß zieht und wieder rollig wird, sollte man nach meiner Erfahrung eine Rolligkeit verstreichen lassen, bevor wieder mit der Receptal Gabe begonnen wird.

 

So weit die Theorie. Möchte man nun als Züchter tatsächlich von der Pille auf Receptal umsatteln, so steht man ev. vor einem Tierarzt, der noch nie von diesem Mittel gehört hat. Receptal ist nur für Kaninchen, Pferde und Rinder zugelassen. Daher ist es für Kleintierärzte meistens Neuland, es sei denn sie haben Kaninchenzüchter unter ihren Kunden. Hat man jedoch einen engagierten Veterinär, so wird dieser sich sicher „schlau“ machen.

 

Laut Fachärzten und Züchtern, die Receptal schon einige Zeit anwenden, konnten bisher keine Gebärmuttervereiterungen, Zysten oder andere Nebenwirkungen beobachtet werden.

   
 

 

  

Zusammenfassung

 

Receptal löst den Eisprung aus, im Gegensatz zur Pille, die den Eisprung verhindert.

  

Wirkstoff 

Buserelinum 

Eigenschaften 

Auslösung der Ovulation, (Behandlung von ovariell bedingten Fruchtbarkeitsstörungen) 

Dosierung 

(Züchter geben meistens 0,3 ml pro Injektion) 0,05 ml/KG Körpergewicht Injektion erfolgt am 2. oder 3. Rolligkeitstag  

Art der
Anwendung 

Injektion bei Katzen subkutan 

Nebenwirkungen 

Keine (laut Packungsbeilage, bezieht sich auf Rinder, Pferde und Kaninchen) Nebenwirkungen wurden aber in der Praxis meines Wissens auch bei Katzen nicht beobachtet                                     

Warnhinweis 

Strikte Trennung von Kater und Katze nach der Injektion, wenn kein Wurf erwünscht ist!

Darreichungsform 

1 Stechampulle mit 10ml (Kosten ca. 19 Euro)

 

 

 

Will man das Pro und Contra von Receptal auflisten, so steht sicher an erster Stelle, dass es kaum in den Hormonhaushalt der Katze eingreift. Mit Receptal löst man bei Bedarf künstlich eine Ovulation aus. Die hormonelle Belastung ist also sehr viel geringer als bei der Pille. Von den Fachärzten wurde mir versichert, dass eine Rolligkeit alle paar Monate, zu der es ja unter der Gabe von Receptal kommt, nicht zu einer Gebärmuttervereiterung oder zu Zysten führt.

 

Die negative Seite von Receptal  betrifft die Züchter mit Katerhaltung. Zum einen müssen Kater und Katze nach der Injektion des Mittels streng getrennt werden, wenn kein Wurf geplant ist. Zum anderen wird die Katze wie erwähnt alle paar Wochen bzw. Monate rollig, eine Tatsache, die der Kater naturgemäß vor dem Züchter wahrnimmt.

 

Receptal ist also kein Wundermittel, aber sicher für den einen oder anderen eine Alternative zur Pille.

 

Bilder und Texte (c) 2003-2013 Stefanie Eckermann